Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248) gehört zu seinen bekanntesten geistlichen Werken und wird traditionell während der Advents- und Weihnachtszeit aufgeführt. Es besteht aus sechs Kantaten, die ursprünglich für die Festgottesdienste der Weihnachtszeit im Jahr 1734 in Leipzig komponiert wurden. Die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums behandeln die Geschehnisse rund um die Geburt Christi und sind besonders populär.
Kantate I: „Jauchzet, frohlocket!“
Die erste Kantate wurde für den ersten Weihnachtsfeiertag komponiert und beginnt mit einem festlichen, triumphalen Chor, der „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!“ heißt. Der Beginn ist energiegeladen und majestätisch, mit Trompeten und Pauken, die die Freude über die Geburt Jesu ausdrücken. Diese Kantate erzählt von der Geburt Christi und dem Erscheinen des Engels, der den Hirten die frohe Botschaft verkündet. Besonders stimmungsvoll ist das Wiegenlied „Bereite dich, Zion“, gesungen von einer Altstimme, das Maria anspricht und die innere Vorbereitung auf die Ankunft Christi thematisiert.
Kantate II: „Und es waren Hirten in derselben Gegend“
Die zweite Kantate wurde für den zweiten Weihnachtsfeiertag komponiert und beschreibt die nächtliche Szene der Hirten auf den Feldern, denen die Engel die Geburt Jesu verkünden. Diese Kantate ist etwas ruhiger und enthält wunderschöne pastorale Musik, die das Gefühl einer friedlichen Nacht vermittelt. Besonders hervorzuheben ist der Chor „Ehre sei Gott in der Höhe“, der die himmlische Freude widerspiegelt, sowie die Tenorarie „Frohe Hirten, eilt, ach eilet“, die die Hirten ermutigt, sich auf den Weg zu machen und das Kind zu sehen. Diese Kantate wird von der sanften, aber eindrucksvollen Begleitung der Holzblasinstrumente unterstützt, die das Hirtenmotiv klanglich nachzeichnen.
Kantate III: „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“
Die dritte Kantate, aufgeführt am dritten Weihnachtsfeiertag, ist ein weiteres festliches Werk, das die Ankunft der Hirten bei der Krippe beschreibt. Sie beginnt mit einem glanzvollen Chor, der „Herrscher des Himmels“ heißt und die Erhabenheit der göttlichen Geburt betont. Diese Kantate schließt das Weihnachtsgeschehen der ersten drei Tage ab und ist geprägt von freudigen und feierlichen Momenten. Die Sopranarie „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder“ ist ein besonders zärtlicher Moment, in dem die tiefe, persönliche Freude über die Geburt des Erlösers zum Ausdruck kommt.
Musikalische Besonderheiten
Bachs Weihnachtsoratorium I-III zeichnet sich durch eine reiche Instrumentierung und eine Vielzahl musikalischer Formen aus – von Chören und Rezitativen bis hin zu Arien und Chorälen. Die Verwendung von Trompeten und Pauken verleiht den festlichen Chören eine besonders feierliche Atmosphäre. Holzbläser, wie Oboen und Flöten, schaffen zarte, pastorale Klangfarben, die die idyllische Szenerie der Hirten und die Freude der himmlischen Botschaft unterstreichen.
Liturgischer Kontext und Bedeutung
Bach schrieb das Weihnachtsoratorium, um das Evangelium musikalisch auszudrücken und die Bedeutung der Geburt Christi zu feiern. Es wurde in Leipzig für die beiden Hauptkirchen, die Nikolaikirche und die Thomaskirche, aufgeführt. Die drei Kantaten I-III verdeutlichen den Verlauf des Weihnachtsfestes, von der Ankündigung der Geburt durch den Engel über die Verkündigung an die Hirten bis hin zur Anbetung des neugeborenen Kindes.
Bachs Weihnachtsoratorium ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch ein tief religiöses Werk, das die Weihnachtsgeschichte in all ihren Facetten erzählt – voller Freude, Hoffnung und Hingabe. Die Musik vermittelt sowohl die äußere Feierlichkeit als auch die innere Ergriffenheit, die mit der Geburt Jesu verbunden ist.